Der BGH hat ent­schie­den, dass ein Mie­ter zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist, wenn er eine in neu­tra­len Far­ben gestri­che­ne Woh­nung mit einem far­bi­gen Anstrich ver­sieht und so an den Ver­mie­ter zurückgibt.

Der Ent­schei­dung lag fol­gen­der Fall zugrun­de: Die Beklag­ten waren von Anfang 2007 bis Juli 2009 Mie­ter einer Dop­pel­haus­hälf­te der Klä­ge­rin. Die Beklag­ten, die das Objekt frisch in wei­ßer Far­be reno­viert über­nom­men hat­ten, stri­chen ein­zel­ne Wän­de in kräf­ti­gen Far­ben (rot, gelb, blau) und gaben es in die­sem Zustand zurück.

Die Klä­ge­rin ließ im August 2009 die far­big gestal­te­ten Wän­de zunächst mit Haft­grund und dann alle Wand- und Decken­flä­chen zwei­mal mit Wand­far­be über­strei­chen. Sie wen­de­te hier­für einen Betrag von 3.648,82 Euro auf. Die Klä­ge­rin hat nach teil­wei­ser Ver­rech­nung mit der von den Beklag­ten geleis­te­ten Kau­ti­on Zah­lung von 1.836,46 Euro nebst Zin­sen begehrt. Die Beklag­ten haben wider­kla­gend die Rück­zah­lung der zu Beginn des Miet­ver­hält­nis­ses geleis­te­ten Kau­ti­on nebst Zin­sen gel­tend gemacht.

Der BGH hat ent­schie­den, dass der Mie­ter gemäß §§ 535, 241 Abs. 2, § 280 Abs. 1 BGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist, wenn er eine in neu­tra­ler Deko­ra­ti­on über­nom­me­ne Woh­nung bei Mie­ten­de in einem aus­ge­fal­le­nen farb­li­chen Zustand zurück­gibt, der von vie­len Miet­in­ter­es­sen­ten nicht akzep­tiert wird und eine Neu­ver­mie­tung der Woh­nung prak­tisch unmög­lich macht. Der Scha­den des Ver­mie­ters bestehe dar­in, dass er die für brei­te Mie­ter­krei­se nicht akzep­ta­ble Art der Deko­ra­ti­on besei­ti­gen muss. Die vom Beru­fungs­ge­richt getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen zur Scha­dens­hö­he wur­den von der Revi­si­on nicht bean­stan­det und begeg­nen kei­nen Bedenken.

Die Ent­schei­dung hat weit­rei­chen­de Kon­se­quen­zen für die Pra­xis. Die Scha­den­er­satz­pflicht dürf­te nicht nur für far­big gestri­che­ne Wän­de bestehen, son­dern genau­so für far­bi­ge oder kind­ge­rech­te Tape­ten an den Zim­mer­wän­den. Nach Ansicht des BGH hilft hier dem Mie­ter auch kei­ne even­tu­el­le Unwirk­sam­keit von Schön­heits­re­pa­ra­tur­klau­seln wei­ter. Die Scha­den­er­satz­pflicht besteht in jedem Fall.

Kurz gesagt bedeu­tet dies die Wie­der­ein­füh­rung einer End­re­no­vie­rung zu Las­ten des Mie­ters unab­hän­gig von Miet­dau­er und Abnut­zungs­grad, sofern der Mie­ter nicht in rein wei­ßen Räu­men leben möch­te. Ob die Rechts­la­ge anders zu beur­tei­len ist, wenn die Woh­nung unre­no­viert über­nom­men wird, bleibt abzu­war­ten. Mei­nes Erach­tens besteht in die­sem Fall kei­ne Scha­den­er­satz­pflicht. Die Recht­spre­chungs­ent­wick­lung bleibt jedoch abzuwarten.

Soll­ten Sie unsi­cher sein, ob Sie als Mie­ter bei Aus­zug nun reno­vie­ren müs­sen oder als Ver­mie­ter Anspruch auf Scha­den­er­satz haben, spre­chen Sie mich ger­ne an.

Quel­le: BGH, Urteil vom 06.11.2013, Az. VIII ZR 416/12

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