Der BFH hält an sei­ner Recht­spre­chung fest, dass die Besteue­rung der Alters­ren­ten seit 2005 ver­fas­sungs­ge­mäß ist, sofern nicht gegen das Ver­bot der dop­pel­ten Besteue­rung ver­sto­ßen wird.

Der Klä­ger und sei­ne 2014 ver­stor­be­ne Ehe­frau (E) bezo­gen im Streit­jahr 2009 Ren­ten­ein­künf­te aus der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung. Den steu­er­frei­en Teil der Alters­ren­ten ermit­tel­te das Finanz­amt gemäß § 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Dop­pel­buchst. aa Sät­ze 3 ff. EStG. Im finanz­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren mach­te der Klä­ger gel­tend, die Besteue­rung der Sozi­al­ver­si­che­rungs­ren­ten sei ver­fas­sungs­wid­rig. Das Urteil des BVerfG vom 06.03.2002 (2 BvL 17/99 – BVerfGE 105, 73) zur Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der frü­he­ren Ren­ten­be­steue­rung beru­he teil­wei­se auf fal­schen Daten. Des­halb dürf­ten die Ren­ten auch künf­tig nur mit dem Ertrags­an­teil besteu­ert wer­den. Dar­an ände­re auch die Tat­sa­che nichts, dass das BVerfG drei Ver­fas­sungs­be­schwer­den, in denen die Ver­fas­sungs­wid­rig­keit des Alters­ein­künf­te­ge­set­zes gerügt wor­den sei, nicht zur Ent­schei­dung ange­nom­men habe. Zudem hat der Klä­ger die Ver­let­zung des Ver­bots der dop­pel­ten Besteue­rung gerügt. Die steu­er­li­che Ent­las­tung sei­ner Alters­ren­te sei gerin­ger als die steu­er­li­che Belas­tung der von ihm und sei­ner Frau geleis­te­ten Vorsorgeaufwendungen.

Der BFH hat im Streit­fall an sei­ner Recht­spre­chung zur Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit der Ren­ten­be­steue­rung seit 2005 fest­ge­hal­ten und klar­ge­stellt, dass der Klä­ger mit sei­nen Ein­wen­dun­gen gegen die Rich­tig­keit einer ver­fas­sungs­ge­richt­li­chen Ent­schei­dung im Revi­si­ons­ver­fah­ren nicht gehört wer­den kann. Die im Bun­des­ge­setz­blatt ver­öf­fent­lich­te Ent­schei­dungs­for­mel eines Urteils habe nach § 31 BVerfGG Gesetzeskraft.

Ob im kon­kre­ten Streit­fall gegen das Ver­bot der dop­pel­ten Besteue­rung ver­sto­ßen wor­den ist, konn­te der BFH wegen feh­len­der Fest­stel­lun­gen des Finanz­ge­richts zu die­sem Punkt nicht beur­tei­len. Er hat das Ver­fah­ren des­halb an das Finanz­ge­richt zurück­ver­wie­sen, die­sem aber gewis­se Vor­ga­ben für die wei­te­re Prü­fung gemacht. Der BFH hat dabei dar­auf hin­ge­wie­sen, dass bei der Berech­nung einer mög­li­chen dop­pel­ten Besteue­rung das Nomi­nal­wert­prin­zip zugrun­de zu legen ist. Bei der Ermitt­lung der steu­er­li­chen Belas­tung der Bei­trä­ge zur gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung müs­se dar­über hin­aus berück­sich­tigt wer­den, dass die Arbeit­ge­ber­bei­trä­ge gemäß § 3 Nr. 62 EStG steu­er­frei gewe­sen sei­en. Nach Auf­fas­sung des BFH sind bei der Ermitt­lung der steu­er­li­chen Belas­tung der Alters­vor­sor­ge­auf­wen­dun­gen zudem die Höchst­be­trä­ge des § 10 Abs. 3 EStG a.F. bis ein­schließ­lich des Ver­an­la­gungs­zeit­raums 2004 anhand der Bei­trags­sät­ze der gesetz­li­chen Sozi­al­ver­si­che­rung auf­zu­spal­ten. Bei frei­wil­lig geleis­te­ten Bei­trä­gen zur gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung seit 2005 sind die tat­säch­lich abzieh­ba­ren Bei­trä­ge gemäß § 10 Abs. 3 EStG n.F. zugrun­de zu legen.

Obwohl E im Zeit­punkt der BFH-Ent­schei­dung bereits ver­stor­ben war, kann nach Auf­fas­sung des BFH die Höhe der steu­er­li­chen Ent­las­tung ihrer Ren­te nicht anhand der von ihr kon­kret bezo­ge­nen Leis­tun­gen berech­net wer­den. Ent­schei­dend für die Berech­nung der steu­er­li­chen Ent­las­tung der Ren­te sei­en viel­mehr die zum Zeit­punkt des Beginns des Ren­ten­be­zugs der sta­tis­ti­schen Wahr­schein­lich­keit nach zu erwar­ten­den Leis­tun­gen. Ver­ster­be der Steu­er­pflich­ti­ge vor Errei­chen der sta­tis­ti­schen Lebens­er­war­tung, ver­wirk­li­che sich das typi­sche Ren­ten­ri­si­ko. Wäh­rend bei einem Teil der Steu­er­pflich­ti­gen die Lebens­zeit die sta­tis­ti­sche Lebens­er­war­tung unter­schrei­te, wer­de die­se bei ande­ren überschritten.

Quel­le: BFH, Urteil vom 06.04.2016, Az. X R 2/15

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