Das AG Mün­chen hat ent­schie­den, dass eine außer­or­dent­li­che Kün­di­gung eines Ver­tra­ges mit einem Fit­ness­stu­dio nicht nur dann gerecht­fer­tigt ist, wenn jede sport­li­che Betä­ti­gung auf Dau­er aus­ge­schlos­sen ist.

Am 31.05.2010 unter­schrieb eine Münch­ne­rin einen Ver­trag bei einem Fit­ness­stu­dio in Mün­chen mit einer Lauf­zeit von 24 Mona­ten. Der Ver­trag berech­tigt zur Nut­zung der Fit­ness- und Kar­dio­ge­rä­te und der Bio- und Fin­nisch-Sau­na sowie zur Teil­nah­me an den ange­bo­te­nen Kur­sen. Am 03.08.2010 zog sich die Münch­ne­rin bei einem Fahr­rad­sturz eine Ver­let­zung des rech­ten Ellen­bo­gens zu. Der Ver­trag wur­de zuerst bis 31.12.2010 ruhend gestellt. Von Janu­ar bis März 2011 besuch­te die Münch­ne­rin das Fit­ness­stu­dio mehr­mals. Am 12.04.2011 kün­dig­te sie den Ver­trag frist­los aus wich­ti­gem Grund. Sie leg­te ein Attest vor vom 12.04.2011, in dem beschei­nigt wird, dass sie auf­grund ihres der­zei­ti­gen Gesund­heits­zu­stan­des nicht am Fit­ness­pro­gramm teil­neh­men kön­ne. Der Zeit­punkt, ab dem eine Wie­der­auf­nah­me gesund­heit­lich mög­lich sei, sei nicht abseh­bar. Sie leg­te am 18.04.2011 ein wei­te­res Attest vor, in dem beschei­nigt wird, dass sie aus medi­zi­ni­schen Grün­den das Fit­ness­stu­dio nicht mehr besu­chen könne.

Das Fit­ness­stu­dio wies die Kün­di­gung zurück und ver­langt die rest­li­chen Bei­trä­ge. Der Fit­ness­stu­dio-Betrei­ber meint, eine außer­or­dent­li­che Kün­di­gung sei nur gerecht­fer­tigt, wenn jede sport­li­che Betä­ti­gung auf Dau­er aus­ge­schlos­sen sei.

Das AG Mün­chen hat die Kla­ge auf Zah­lung der rest­li­chen Bei­trä­ge abge­wie­sen und der Beklag­ten Recht gegeben.

Nach Auf­fas­sung des Amts­ge­richts ist die außer­or­dent­li­che Kün­di­gung des Ver­trags wirk­sam. Bei dem zwi­schen den Par­tei­en geschlos­se­nen Ver­trag han­de­le es sich um ein Dau­er­schuld­ver­hält­nis. Ein wich­ti­ger Grund zur Kün­di­gung eines Dau­er­schuld­ver­hält­nis­ses lie­ge vor, wenn dem kün­di­gen­den Teil, unter Berück­sich­ti­gung aller Umstän­de des Ein­zel­falls und unter Abwä­gung der bei­der­sei­ti­gen Inter­es­sen, die Fort­set­zung des Ver­trags­ver­hält­nis­ses bis zur ver­ein­bar­ten Been­di­gung oder bis zum Ablauf der Kün­di­gungs­frist nicht zuge­mu­tet wer­den kann. Dies sei in der Regel dann der Fall, wenn einem der Ver­trags­part­ner aus Grün­den, die nicht in sei­nem Ver­ant­wor­tungs­be­reich lie­gen, eine wei­te­re Nut­zung der Leis­tun­gen des ande­ren Ver­trags­part­ners nicht mehr zumut­bar ist.

Das Amts­ge­richt sieht den wich­ti­gen Grund, der die beklag­te Mün­che­ne­rin zur außer­or­dent­li­chen Kün­di­gung des Ver­tra­ges berech­tigt, in den schwe­ren gesund­heit­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen auf­grund des Unfalls vom 03.08.2010, die zu einer lang­fris­ti­gen Sport­un­fä­hig­keit führ­ten. Die Beklag­te litt auf­grund die­ser Ver­let­zun­gen zum Zeit­punkt der Kün­di­gung an erheb­li­chen Schmer­zen im rech­ten Arm und war nicht in der Lage mit der rech­ten Hand zuzu­grei­fen, so dass sie weder an einem Groß­teil der ange­bo­te­nen Kur­se teil­neh­men, noch an den meis­ten Gerä­ten trai­nie­ren konn­te. Eine Bes­se­rung der Beschwer­den war nicht absehbar.

Der behan­deln­de Arzt der Beklag­ten hielt ein Trai­nie­ren der Beklag­ten im Fit­ness­stu­dio für nicht sinn­voll und hat dies der Beklag­ten attes­tiert. Das Amts­ge­richt führt aus, dass es einem Pati­en­ten nicht zuzu­mu­ten ist, erst ein Gut­ach­ten ein­zu­ho­len, ob der Rat des Arz­tes auch zutref­fend ist, viel­mehr dür­fe der Pati­ent dem Rat sei­nes Arz­tes vertrauen.

Die Beklag­te müs­se sich nicht auf die Benut­zung eini­ger weni­ger Gerä­te für die Bein­mus­ku­la­tur und die Well­ness­an­ge­bo­te des Stu­di­os ver­wei­sen las­sen. Ein Fit­ness­stu­dio­ver­trag wer­de in der Regel geschlos­sen, um sich kör­per­lich zu ertüch­ti­gen und Mus­ku­la­tur und Fit­ness zu trai­nie­ren. Bei den Well­ness­an­ge­bo­ten han­de­le es sich um Neben­leis­tun­gen des Stu­di­os, die vom Mit­glied in der Regel nach dem Sport genutzt wür­den, nicht jedoch um die Leis­tun­gen, wes­we­gen ein Fit­ness­stu­dio­ver­trag geschlos­sen wer­de und ein Fit­ness­stu­dio besucht werde.

Das Urteil ist rechtskräftig.

Quel­le: AG Mün­chen, Urteil vom 07.04.2014, Az. 113 C 27180/11

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